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Caro's maritime Kinderecke

Sagen und Märchen vom Rhein

Das Neunuhrglöcklein von Schaffhausen

Zur Zeit der Kreuzzüge, als viele Ritter und Kriegsknechte ins Heilige Land gezogen waren, um das heilige Grab Christi den Ungläubigen zu entreißen, war auch ein Ritter aus der Stadt Schaffhausen, wo der Rheinfall ist, mit ihnen über das Meer gefahren.

Schon lange Jahre war er aus der Heimat fort und dachte mit Schmerzen an seine liebe Frau, die er auf der stolzen Burg oberhalb der Stadt, zurückgelassen hatte. Und je mehr er an sie, die schöne Heimat und die wunderbare Stadt am Rheinfall dachte, desto trauriger wurde er. Als im Heiligen Lande die Waffen eine Zeitlang ruhten, bekam er noch schlimmeres Heimweh. Da ließ er sein Pferd satteln und zog mit seinen Kriegsknechten aus dem Lande Palästina fort, um heimzukehren.

Eine unendlich lange Zeit dauerte es, bis er durch alle Herren Länder in seiner Heimat angekommen war. Aber endlich sah er hie und da schon seine hochgelegene Burg aus den Hügeln auftauchen. Obwohl er noch weit von der Stadt Schaffhausen weg war, meinte er doch schon den Rheinfall rauschen und brausen zu hören. Das klang wie Musik in seinen Ohren und in seinem Herzen. Er spornte sein Pferd an und ritt, so rasch es bei den damaligen schlechten Wegen möglich war, der Stadt am Rhein zu. Es war schon fast dunkel, da sah er noch einmal von weitem die Burg aufleuchten, blutrot hinter der in Wolkenbergen verschwindenden Sonne. Dann geriet die Reiterschar wieder in düstere Wälder.

Noch nicht lange war er mit seinen Soldaten darin geritten, da begann es heftig zu donnern. Ein fürchterliches Gewitter brach los. Schnaubend fuhr ein Sturmwind durch die Bäume, und es begann wie mit Eimern zu schütten. Und es wollte und wollte nicht nachlassen. Die Bäume boten bald keinen Schutz mehr. Sie wurden selber zu Regentraufen, und mit Ach und Krach, nass wie Wasserschnecken, brachen der Ritter und seine Kriegsknechte durch das fürchterliche Dickicht, in das sie sich verirrt hatten.

Mittlerweile war es stockfinstere Nacht geworden. Zwar leuchteten ab und zu grelle Blitze in den dunklen Wald, aber die Verirrten konnten den rechten Weg nicht wieder finden. Sie riefen, doch niemand antwortete ihnen. Bald setzte der Sturm wieder ein, der die triefenden Bäume schüttelte und ihre krausen Wipfel so wild rüttelte, dass die kleinen Zweige von den Ästen fielen.

Ratlos machte der Ritter mit seinen Leuten Halt, denn er wusste nicht mehr, wo aus noch ein. Er hatte keine Ahnung, wo die Stadt Schaffhausen, wo seine Burg stehen könnte. Wenn doch nur ein Hornruf oder ein Glockenklang von der hochgelegenen Burg in die Wildnis dringen würde, in der sie immer im Kreise herumzugehen schienen! Aber warum sollte der Türmer auf dem Schloss ins Horn stoßen, wenn er keine Ahnung hatte, dass sein Herr so nahe war! Er musste doch glauben, dass der weit entfernt im heiligen Land im Krieg war.

Es begann noch fürchterlicher zu stürmen und zu wettern, schrecklicher als je zuvor. Krachend fuhren die Blitze in die Bäume, und es wurde so finster, dass die Soldaten ihrem Herrn hart auf dem Fuße folgen mussten, wenn sie ihn nicht verlieren wollten.

 

Meinrad Lienert 1915, gefunden und nacherzählt von: Werner Reuters .