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Caro's maritime Kinderecke

Sagen und Märchen vom Rhein

Die Königstochter von Worms

 

In alter Zeit, wo im Rhein neben Fischen auch noch Nymphen und Wassermänner lebten, lebte auch ein uralter Wassermann auf einer Insel im damals noch viel unheimlicheren Altrhein bei Lampertheim. In hellen Vollmondnächten erzählte der Wassermann den Rheinnymphen viele Geschichten. Und als die Nymphen eines Tages den alten Wassermann wieder einmal nervten und nach einer guten Geschichte fragten, da erzählte er ihnen die Geschichte der Königstochter vom Rhein:

Vor grauen Zeiten, als noch die Nibelungen lebten, war das alte Worms auch die Hauptstadt des burgundischen Reiches. In der Königsburg lebten der König, seine Frau, die Königin, und ihre herzallerliebste kleine Tochter mit Namen Gotlinde.

Eines Tages, machte die Familie einen Ausflug von Worms über den Rhein auf die andere Flussseite zu einer der damals noch vorhandenen Halbinsel, die man den Rosengarten nannte. Dieser Teil des Rheins heißt heute noch Rosengarten und ist ein Stadtteil des heutigen Lampertheim, das damals Langobardonheim hieß. Auf Gotlinde sollte ein Kindermädchen aufpassen, was sie jedoch nicht ordentlich tat. In so einem unbeobachteten Augenblick wurde die kleine Königstochter Gotlinde von einer Zigeunerin gestohlen. Und weil gerade niemand da war, nahm sie auch noch die goldene Badewanne des kleinen Mädchens mit. Die Zigeunerin ruderte mit einem alten Kahn über den Altrheinarm zwischen den Halbinseln um ihre Spuren zu verwischen und trug Gotlinde in den Jägersburger Wald. Einem zu dieser Zeit sehr tiefen, dunklen und gefährlichen Wald.

Niemand wusste, wo das Kind hingekommen war. Der König grämte sich zu Tode, und die Königin Mutter starb fast vor Herzeleid. Achtzehn Jahre gingen darüber hin.

Eines Tages ritt ein Königssohn der Dietwolf hieß, durch diesen Wald. Als er müde wurde, fand er dort ein Wirtshaus und kehrte ein. Er bestellte Wein und etwas zu essen. Alles was er bestellte, wurde ihm von einem sehr schönen Mädchen gebracht, die ihm ausnehmend gut gefiel.

Vor dem Schlafengehen wollte der Königssohn sich noch waschen und die Zähne putzen. Das schöne Mädchen zeigte ihm daraufhin das Badezimmer.

Und brachte in einer kleinen Badewanne frische grüne Kräuter, Seife und Handtücher.

Die Wirtin aber war eine hässliche, alte, schmutzige Frau. Die schimpfte das schöne Mädchen ganz gewaltig aus, weil sie sich nur um den Königssohn kümmerte. Dem jungen Königssohn, den sie nicht kannte, erzählte sie, dass das Mädchen nur ein Findelkind sei. Sie hätte es vor langen Jahren aufgenommen, erzogen und zu einer Dienstmagd ausgebildet.

Wie aber der Königssohn die kleine Badewanne ansah, stellte er mit Staunen fest, dass diese das burgundische Wappenschild trug. Bei sich dachte er:

„Wie kommt diese Wanne mit dem Wappen der Burgunder in dieses Wirtshaus? Soweit von Worms entfernt und auch noch auf der anderen Rheinseite?“

Und da fiel ihm ein gehört zu haben, dass vor langen Jahren ein Kind und eine solche Badewanne aus dem Rosengarten verschwunden seien. Es wurde ja rheinauf und rheinab von den fahrenden Sängern davon erzählt. Die Sänger erzählten auch davon, dass das Mädchen ein Tattoo am Halse hätte. Genau dieses Tattoo entdeckte er nun am Halse der Dienerin. Da grüßte er die Königstochter und erzählte ihr, dass er schon lange Jahre nach ihr suchen würde.

Dann rief er nach der Wirtin und als diese eintrat, fragte er sie, woher dieses schöne Mädchen käme. Die Wirtin erschrak fürchterlich und gestand den Raub des Kindes. Da wurde der Königssohn sehr zornig, zog sein Schwert, das sehr scharf war, und stach die böse Wirtin damit in das Ohr, dass die Spitze zum andern Ohr wieder heraustrat.

Dann hob er das schöne Mädchen mitsamt der Badewanne auf sein Pferd und ritt Richtung Worms. An der Fährstelle ließ er sich, das Mädchen und sein Pferd von einem Fährmann über den Rhein setzen. Gemeinsam ritten sie dann zur Königsburg. Die Königin wunderte sich sehr, als sie dieses seltsame Paar sah. Niemand aus Ihrer Umgebung konnte sagen, wer oder was da für Leute kamen. Der Königssohn aber sagt: „Frau Königin, hier bringe ich euch eure geraubte Tochter zurück. Seht das Tattoo.“ Bei dieser Rede fiel die Königin vor Freude in Ohnmacht, und als sie wieder in den Armen ihrer Kinder erwacht war, dankten alle Gott. Dietwolf und Gotlinde aber lebten lange und glücklich in ihrer Königsburg in Worms.

( Georg Wigand , 1823) überarbeitet und neu erzählt von Werner Reuters