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Caro's maritime Kinderecke Sagen und Märchen vom Rhein
Der Nibelungenschatz und die Loreley
In alter Zeit, wo im Rhein neben Fischen auch noch Nymphen und Wassermänner lebten, lebte auch ein uralter Wassermann auf der Insel, die heute die Pfalz bei St. Goar trägt. In hellen Vollmondnächten erzählte der Wassermann den Rheinnymphen viele Geschichten. Und als die Nymphen eines Tages den alten Wassermann fragten, wo denn dieser wunderbare Schimmer auf dem Wasser herkomme,da erzählte er ihnen die Geschichte vom Nibelungenschatz und der Frau Loreley. Rechts von dem Bette des Vaters Rhein in der Höhe von Rüdesheim und gerade in der Mitte des Bodens war eine große und runde Öffnung mit einem goldenen Gitter umgeben. Es führten Stufen hinab und unten sah man rings eine Menge Bogengänge. Diese Gänge waren kreisförmig angeordnet und führten nach allen Seiten vom Mittelpunkt des Schachtes aus in den Berg. Aus jedem der Gänge schimmerte ein anderer Glanz heraus: grün, rot, blau, gelb, violett, kurz alle möglichen Farben.
An diesem wunderbaren Ort, Die sieben Bogengänge führen Und diese Treppen auf sich winden, Im Saal auf siebenfachen Thronen Frau Loreley, die Zauberinne, Von innen aus der Maßen fein, Sie ist die Hüterin vom Hort, "Das ist recht wunderbar", sagten die Flussnymphen. „Wir wollen aber wissen, wer die Frau Loreley eigentlich ist, und warum sie alles siebenfach hat, und wie sie zu dem Wächteramt gekommen ist?“ " - "Ach!", sagte der Wassermann. „Die Frau Loreley ist viel älter als alle Menschen hier am Fluss. Frau Loreley ist eine Tochter der Phantasie, die schon bei Erschaffung der Welt mitarbeitete und das allerbeste dabei tat. Als sie bei der Arbeit ein schönes Lied sang, hörte ein schöner Jüngling, der in einem Felsen saß, dieses Lied und verliebte sich in Phantasie. Die Beiden heirateten und bekamen ein Kind, die Loreley. Sie hatten auch viele andere Kinder, zum Beispiel: die Echo, den Akkord und den Reim, deren Nachkommen sich immer noch auf der Welt herumtreiben. Doch das wird euch Frau Loreley selbst erzählen, und zwar siebenmal, wenn ihr sie darum fragt."
( Clemens von Brentano , 1810/11) |