www.wassersport-kinder.de

 

Navigation

•  Rheingold
•   Nibelungenschatz
•  Die Königstochter von
•  Die glühenden Kohlen
•  Der Johannisgeist
•  Das Neun-Uhr-Glöcklein 
•  Der Lällekönig von Basel
•  Fischer von Schaffhausen
•  Das Kloster Rheinau
•  Die Nibelungen in Worms
•   Der Fiedler von Mainz
•  Der Mäuseturm
•   Elslein von Kaub
•  Kauber Werth
•  Feindliche Brüder
•   Der Traum vom Glück  
•  Der Bäckerjunge von
•   Der Dom zu Köln
•  Die weiße Frau
•  Die Zöpfe von Ruhrort
•  Das Schwanschiff
•  Zwerge als Hirten

 

 

 

 

 

 

 

Caro's maritime Kinderecke

Sagen und Märchen vom Rhein

Der Nibelungenschatz und die Loreley

 

In alter Zeit, wo im Rhein neben Fischen auch noch Nymphen und Wassermänner lebten, lebte auch ein uralter Wassermann auf der Insel, die heute die Pfalz bei St. Goar trägt.

In hellen Vollmondnächten erzählte der Wassermann den Rheinnymphen viele Geschichten. Und als die Nymphen eines Tages den alten Wassermann fragten, wo denn dieser wunderbare Schimmer auf dem Wasser herkomme,da erzählte er ihnen die Geschichte vom Nibelungenschatz und der Frau Loreley.

Rechts von dem Bette des Vaters Rhein in der Höhe von Rüdesheim und gerade in der Mitte des Bodens war eine große und runde Öffnung mit einem goldenen Gitter umgeben. Es führten Stufen hinab und unten sah man rings eine Menge Bogengänge. Diese Gänge waren kreisförmig angeordnet und führten nach allen Seiten vom Mittelpunkt des Schachtes aus in den Berg. Aus jedem der Gänge schimmerte ein anderer Glanz heraus: grün, rot, blau, gelb, violett, kurz alle möglichen Farben.

An diesem wunderbaren Ort,
Da ruht der Nibelungen Hort;
Um ihn geschah wohl mancher Mord;
Hier liegen Schilder, Helm und Ringe,
Manch goldnes Heft, manch gute Klinge,
Kleinode und viel andre Dinge,
Der Frauen Zier, der Helden Wehr
Ruht da, viel tausend Zentner schwer,
Und streut das bunte Licht umher.

Die sieben Bogengänge führen
Zu sieben reinen goldnen Türen,
Die sieben Treppen dann berühren.

Und diese Treppen auf sich winden,
Bis sie in einem Saal verschwinden,
Dem sieben Kammern sich verbinden.

Im Saal auf siebenfachen Thronen
Sitzt Loreley mit sieben Kronen,
Rings ihre sieben Töchter wohnen.

Frau Loreley, die Zauberinne,
Ist schönes Leibs und kluger Sinne,
Hoch hebt sich ihres Schlosses Zinne.

Von innen aus der Maßen fein,
Von außen schroff ein Felsenstein,
Umbrauset von dem wilden Rhein.

Sie ist die Hüterin vom Hort,
Sie lauscht und horchet immerfort,
Und höret sie ein lautes Wort,
Singt, tut ein Schiffer einen Schrei,
So ruft die Töchter sie herbei,
Und siebenfach schallt das Geschrei
Zum Zeichen, dass sie wachsam sei.

"Das ist recht wunderbar", sagten die Flussnymphen. „Wir wollen aber wissen, wer die Frau Loreley eigentlich ist, und warum sie alles siebenfach hat, und wie sie zu dem Wächteramt gekommen ist?“

" - "Ach!", sagte der Wassermann. „Die Frau Loreley ist viel älter als alle Menschen hier am Fluss.

Frau Loreley ist eine Tochter der Phantasie, die schon bei Erschaffung der Welt mitarbeitete und das allerbeste dabei tat. Als sie bei der Arbeit ein schönes Lied sang, hörte ein schöner Jüngling, der in einem Felsen saß, dieses Lied und verliebte sich in Phantasie.

Die Beiden heirateten und bekamen ein Kind, die Loreley. Sie hatten auch viele andere Kinder, zum Beispiel: die Echo, den Akkord und den Reim, deren Nachkommen sich immer noch auf der Welt herumtreiben.

Doch das wird euch Frau Loreley selbst erzählen, und zwar siebenmal, wenn ihr sie darum fragt."

 

 

( Clemens von Brentano , 1810/11)
überarbeitet und neu erzählt von
Werner Reuters